Das «Unser Vater» ist eines der zentralen Ausdrucksweisen unseres christlichen Glaubens. Jesus selbst hat es uns gelehrt zu beten. In diesem Gebet werden die wichtigsten Themen des christlichen Alltags erfasst und vor Gott gebracht. Es ist also verständlich, dass sich gläubige Künstler aller Generationen auch mit den Bitten dieses Gebetes auseinandergesetzt haben. So auch Ruth Nelly Weber-Gampp. In acht ausgewöhnlichen Bildern bringt sie den Zugang zum Gebet auf ihre eigene ausdrucksstarke Art zum Ausdruck. In den letzten Wochen haben wir bereits zwei der Bilder vorgestellt. Heute widmen wir uns der dritten Bitte aus der Bilderserie dieser Künstlerin.

 

Dazu gibt uns Pfarrer Werner Steube einen kurzen Einblick in seine Betrachtung des Motivs zu dem Thema «Dein Wille geschehe» Viel Freude beim Lesen und Betrachten.

 

Dein Wille geschehe

 

Wir sehen im Hintergrund des Bildes die Zehn Gebote: der verbriefte Wille Gottes, der für alle Menschen Gültigkeit besitzt. Doch was tun die Menschen, die im Vordergrund mit grossen Gesichtern dargestellt sind? Sie wenden sich vom erklärten Willen Gottes ab. Sie wenden den Geboten Gottes den Rücken zu. Sie tun das, weil sie den eigenen Willen befolgen. Aber werden sie deshalb frohe Menschen? Nein, denn sie schauen missmutig drein. Ihr eigensinniger, verschlossener und zum Teil verstört wirkender Blick lässt sich nicht verbergen.

 

Eigentlich wären sie dazu bestimmt, den Vorhang vor dem Thoraschrein (in der Synagoge) zur Seite zu schieben und sich an der Thora (dem Gesetz Gottes) zu orientieren. Stattdessen versperren sie den Blick auf die Thora. Man kann sich sogar fragen, ob nicht sie selber den Platz des göttlichen Gesetzes einnehmen. Sie verkörpern somit den autonomen Menschen, d. h. sie bestimmen selber, welche Massstäbe für ihre konkrete Lebensgestaltung gelten sollen.

 

Dennoch wölbt sich über dem verbrieften Willen Gottes ein Regenbogen – das klassische Zeichen für die Bundestreue Gottes zu uns Menschen. Wer mit Gott verbündet ist, d. h. wer die Treue und Güte Gottes in seinem eigenen Leben erfahren hat, der ist aufgerufen, den Willen Gottes in seinem Alltag zu befolgen.

 

Von daher gesehen ist es segensreich für uns, wenn wir immer wieder mit der Hilfe Gottes rechnen und beten: „Dein Wille geschehe!“


Pfarrer Werner Steube

 

 

 

Informationen zur Künstlerin

 

Ruth Nelly Weber-Gampp, geb. am 19. April 1936

 

1952 Besuch der Kunstgewerbeschule Zürich,

 

anschliessend Absolvierung einer Floristenlehre

 

Ab ca. 1990 zwei Semester Weiterbildung an der Berufs-, Fach- und Fortbildungsschule Bern, danach Ausbildung im Malen und Gestalten an der Berner Schule für Gestaltung

 

Zusätzliche berufliche Qualifikation durch die Teilnahme an verschiedenen Kursen im Ausland (zweimal in Italien, einmal in Österreich und zweimal in Frankreich)

 

Als Mitglied der rail-art.ch (Schweizerische Vereinigung der Eisenbahner und deren Angehörige, die sich mit Malerei, Bildhauerei und Schriftstellerei beschäftigen) viele Jahre Mitwirkung an den nationalen bzw. internationalen Ausstellungen 5 Jahre lang eigene Gemälde an der BEA vorgestellt

 

4 Jahre Aquarellkurse im Rahmen der Erwachsenenbildung erteilt

 

Ruth Weber-Gampp beeindruckt nicht nur ganz allgemein durch ihr emotional ansprechendes künstlerisches Schaffen, sondern auch durch die bewusst christliche Ausprägung vieler ihrer Kunstwerke.