Wir sind jeden Tag von ihnen umgeben. Unbewusst über die Hintertür oder durch direkte offene Konfrontation haben sich Marken und Labels in unseren Köpfen festgesetzt. Kein Unternehmen oder Produkt kommt heute ohne das Gesicht einer Marke aus. Mit mehr oder weniger gewieften Slogans speichern sie sich in unseren Köpfen ein, um dann im passenden Moment abgerufen zu werden.

 

Verglichen dazu wirken die Botschaften der Kirche auf den ersten Blick oft immer etwas fade. Wir haben uns alle bereits an das Feuerwerk der Sinne bei Marken und deren Botschaften gewöhnt. Können wir da als Kirche überhaupt mithalten? Oder müssen wir mithalten?

 

Mit 14 Jahren war ich mal in einem Jugendlager der Kirchgemeinde im deutschen Erzgebirge. Dort gab es einen Jugendkeller mit vielen Bibeln, aber auch Tischkicker und Billardtisch. Für mich war das eigentlich alles, was ich als junger Christ gebraucht habe, das Wort Gottes und Spass. Der Raum war gespickt mit Tafeln, auf denen Logos und Slogans von bekannten Marken, die abgewandelt wurden, mit einem christlichen Sinn zu sehen waren.

 

Ich finde diese Idee bis heute genial. Eine der Tafeln, die mir am meisten hängen geblieben war, ist die von «Milka». Der deutsche Schokoladenhersteller hatte bis 2011 den Slogan: «Milka – Die zarteste Versuchung, seit es Schokolade gibt». Ich bin in Deutschland geboren und mit diesem Werbespruch grossgeworden. Kreative Köpfe der Gemeinde vor Ort haben aus dieser Marke eine ganz andere Message gemacht. Nun prangte auf der Tafel der Spruch: «Christus – Die zarteste Erlösung, seit es die Versuchung gibt.» Eine wirklich geniale Idee. Und genau wie bei einer echten Marke wurde die gute Nachricht unseres Glaubens einfach treffend auf den Punkt gebracht.

 

Ich glaube heute nicht, dass die Kirche zwingend eine eigene Markenwelt benötigt. Zu vielschichtig und inhaltsreich ist doch der Glaube. Wir wollen nichts verkaufen, aber haben viel zu verschenken. Dennoch ist es sicher gut, unseren manchmal so komplexen Glauben mit allen Facetten und Traditionen immer wieder mal auf den Punkt zu bringen. Das Marken-Denken hilft vielleicht dabei.

 

Junge Menschen leben noch viel mehr in dieser Markenwelt als die älteren Generationen. Marken und deren Aussage zu nutzen, um den Glauben zu vermitteln, erscheint da einleuchtend und ein guter Weg zu sein, um junge Menschen anzusprechen. Wie auch immer Sie solche Interpretationen des Glaubens finden, ein Gedanken daran zu verschwenden, ist es sicher wert.